Maria, Jungfrau und Mutter |
Sehr früh schon hat das Vertrauen der Christen ihr den Namen "Mutter" gegeben. Sie war ja die Mutter Jesu; dieser aber ist "der Erstgeborene unter vielen Brüdern" (Röm 8.29). So hat das christliche Herz bald erkannt, dass die Liebe, mit welcher Maria ihren Sohn umfing, auch für dessen Geschwister offen sein müsse.
Es hat auch gewusst, dass diese Mutterschaft vom Schimmer der Unberührtheit umgeben war. Was die Schrift von der Botschaft des Engels und der Sorge Josephs, ihres Verlobten, berichtet, sagt, dass sie keinem Manne angehört hat (Lk 1,26-38; Mt 1,18-25)
So hat die Kirche in ihr die Einheit jungfräulichen und mütterlichen Frauentums verwirklicht und uralte Ahnungen des Menschengeschlechtes erfüllt gesehen. In der Verehrung Mariens verbindet sich das Vertrauen zur Unerschöpflichkeit mütterlicher Liebe mit der ehrfürchtigen Scheu vor der jungfräulichen Hoheit. Sie ist nahe und fern zugleich; uns verbunden und entrückt.
aus: Romano Guardini (1885-1968): Vorschule des Betens
(Hervorhebungen durch Administrator)
Foto: Lawrence OP
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