SEITEN

Montag, 12. September 2011

Fest Mariä Namen: Gegrüßet seist Du, Maria

"Ihr wisst, dass Maria sich von Christus fernhielt, als Er Sein Predigtwerk begann; sie mischte sich nicht ein in Sein Werk. Auch nach Seiner Himmelfahrt ist sie als Frau nicht ausgezogen zu Predigt und Lehre, sie nahm nicht Platz auf eines Apostels Stuhl; sie beanspruchte keine Teilhabe am priesterlichen Amt; sie suchte nur ihren Sohn in Demut im täglichen Messopfer jener auf, die, obwohl im Himmel ihre Diener, in der Kirche auf Erden ihre Vorgesetzten waren.

Und nachdem sie und jene diese Schaubühne hienieden verlassen hatten und sie zur Königin zur Rechten ihres Sohnes aufgestiegen war, nicht einmal damals bat sie ihn, ihren Namen bis an das Ende der Welt bekannt zu machen und sie den staunenden Blicken der Welt auszusetzen, vielmehr wartete sie jene Zeit ab, da ihre eigene Verherrlichung notwendig würde um der Seinigen willen.

Er Selber stand ja von Anfang an im Mittelpunkt der Verkündigung der Kirche und war in Seinem Tempel auf den Thron erhoben, denn Er war Gott; es wäre dem lebendigen Orakel der Wahrheit (Anm.: der Kirche) übel angestanden, hätte es den Gläubigen das eigentliche Objekt ihrer Anbetung vorenthalten - anders stand es mit Maria.

Ihr geziemte es, als Geschöpf, als Mutter, als Frau beiseite zu treten und den Platz für den Schöpfer frei zu machen, Dienerin ihres Sohnes zu sein, und den Weg für ihre Verehrung in der Welt eher durch sanfte Überredung zu finden. Erst als Sein Name verunehrt wurde, war es ihre Aufgabe, Ihm ihre Dienste anzubieten; als der Emmanuel verleugnet wurde, trat die Gottesmutter (sozusagen) in den Vordergrund; als Irrlehrer behaupteten, Gott sei nicht Mensch geworden, kam auch die Zeit für ihre eigene Ehrung."



(Hervorhebungen durch Administrator) 
 


Foto: Lawrence OP, Mutter Gottes, London 

7 Kommentare:

  1. Und doch verehrt man sie als Königin der Apostel. Zur Predigt: es gibt Textfragmente – einen davon haben wir im letzten Jahr zum Fest Mariä Himmelfahrt in der Predigt gehört – aus denen hervorgeht, daß die Gottesmutter tatsächlich gepredigt hat.

    AntwortenLöschen
  2. Maria, Königin der Apostel:
    Yep. Das ist wieder so ein paradoxum in unserem wunderbaren Glauben:

    Sie war nach Vollendung ihres irdischen Daseins „zur Königin zur Rechten ihres Sohnes aufgestiegen“ (s.o.), und Newman sagt ja in dem Predigtausschnitt gerade, dass die Apostel in der Kirche auf Erden Mariens „Vorgesetzte“ waren, im Himmel aber war sie ihre Königin („obwohl im Himmel ihre Diener, in der Kirche auf Erden ihre Vorgesetzten“).

    Zur Marien-Predigt:
    Das ist sehr interessant. Sollte die Quelle bekannt sein, wäre ich für die Nennung dankbar.
    Natürlich hat Maria über ihren Sohn und was ihr widerfahren ist, gepredigt. Ich verweise auf mein Post vom 09.09.2011 „Maria, Mutter des Herrn“, ein Auszug aus Guardinis „Vorschule des Betens“ (http://frischer-wind.blogspot.com/2011/09/maria-mutter-des-herrn.html).

    Aber ich denke, es ist genau so richtig, dass Maria, wie Newman sagt, „nicht ausgezogen (ist) zu Predigt und Lehre“. Sie ist nicht dazu im Land umhergezogen, hat sich nicht zum Predigen auf den Marktplatz gestellt oder in der Synagoge Vorträge gehalten…

    AntwortenLöschen
  3. Zumindest umhergezogen scheint sie schon zu sein: Unser Pfarrer berichtete in der Predigt zu Mariä Entschlafung von einem Papyrus-Fragment, das vor vier Jahren von der BBAW herausgegeben wurde und sich jetzt in Wien befindet. Es ist ein Transitus-Bericht in koptischer Sprache geschrieben.

    Nach der Himmelfahrt unseres Erlösers zog die Jungfrau Maria mit den Aposteln umher und predigte. Danach führte der Heilige Geist sie den Weg hinauf nach Jerusalem. Es war nämlich die Zeit gekommen, daß die Jungfrau sterben sollte – wie es jedem Menschen auferlegt ist. Denn sie hatte den Lauf vollendet und den Glauben bewahrt. (...)
    vgl. hier http://brautdeslammes.blogspot.com/2011/08/bei-deinem-entschlafen-hast-du-die-welt.html

    AntwortenLöschen
  4. Ave Maria!

    Ich glaube eines der Geheimnisse der marianischen Spiritualität findet sich in Lukas 2:19 :)

    In Maria fasst sich der gesamte christliche Glaube zusammen.

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Braut des Lammes,

    Sinn des Textes ist es wohl, die herausragende Stellung Mariens in der Zeit des frühen Christentums zu beschreiben. Das Fragment vom Transitus BMV zählt zu den Apokryphen. Diese haben Legendencharakter. Man kann sie nicht vorbehaltlos als wortwörtliche Geschichts- oder Tatsachenbeschreibung übernehmen.
    Sollte der Text schon zu Zeiten der Entstehung des Schrift-Kanons existiert haben, so hat ihn die Kirche ausdrücklich nicht zu den echten, inspirierten Schriften gezählt.
    Wahrscheinlich war das aber eher nicht der Fall.

    Dennoch hat der Transitus BMV (ob in der koptischen Variante, weiß ich nicht) in verschiedenen Übersetzungen und Überarbeitungen in der ganzen christlichen Welt Verbreitung gefunden, sodass sich auch der Kirchenvater Johannes von Damaskus von dieser Quelle hat inspirieren lassen. Ob der koptische Text denselben Wortlaut hat wie der griechische bleibe dahingestellt.

    Otto Bardenhewer (http://www.kathpedia.com/index.php?title=Otto_Bardenhewer) bemerkt in seiner Übersetzung der“ Drei Reden auf das Entschlafen der allheiligen und immerwährenden Jungfrau Maria“: „Johannes (Anm.: von Damaskus) schickt sich an, die Tradition, laut welcher Maria zu Jerusalem gestorben ist, wiederzugeben und nach Kräften auszuschmücken. Er benützt den apokryphen Transitus B. Mariae V., der schon im 5.Jh. in griechischer Sprache ans Licht getreten ist und in Übersetzungen und Überarbeitungen seinen Weg über den ganzen christl. Erdkreis genommen hat…“

    An andere Stelle:
    „Wie schon hervorgehoben wurde, tritt Johannes, in Übereinstimmung mit dem apokryphen Transitus BMV, für die jerusalemische Tradition über Mariä Heimgang ein. In den folgenden Jahrhunderten hat sich sozusagen die gesamte Christenheit zu dieser Tradition bekannt. In neuester Zeit aber ist dieselbe von verschiedenen Seiten bekämpft worden unter Befürwortung der kleinasiatischen Legende, welche Maria mit dem Apostel Johannes von Palästina nach Ephesus ziehen und dort ihr Leben beschließen lässt. Man stützte sich teils auf die sogenannten Gesichte der gottseligen Anna Katharina Emmerich, teils auf Entdeckungen baulicher Überreste in der Nähe von Ephesus…“
    (Badenhewer selbst neigt zur jerusalemischen Tradition.)

    Manche der Kirchenväter kannten (zumindest den griech.) Transitus BMV, auch Newman wird von ihm gewusst haben. Ein Aufreger oder eine Sensation war das für keinen von ihnen.

    Wie dem auch sei, die herausragende Stellung der Gottesmutter in der frühen Kirche ist unbestreitbar, ebenso wie ihre tugendhafte, reine und hochherzige Gesinnung.
    Darin sind sich der Transitus BMV, der Kirchenvater Johannes von Damaskus, Kardinal Newman und Romano Guardini einig. Niemand könnte sich vorstellen, dass sich Maria in den Vordergrund gestellt hätte, dass sie auch nur irgendwelche Ansprüche aufgrund ihrer Stellung im Heilsplan von sich aus beansprucht hätte.
    Andererseits: wer wäre berufener und befähigter gewesen zu predigen (womit im allgemeinen Sinn ist die Verkündigung des christlichen Glaubens in Wort, Tat und Lebensführung gemeint ist) als die Gottesmutter?

    Um diese edle, bescheidene Art Mariens, ihr Sich-Zurücknehmen, dies zu beschreiben, darum geht es allen genannten Schriftstellern. Hier also einen Widerspruch zu konstruieren, würde der Sache nicht gerecht.

    AntwortenLöschen
  6. Volle Zustimmung. Es lag mir auch nicht im mindesten daran, hier einen Widerspruch zu konstruieren – der gar nicht zu Maria paßt –, noch einen ausgewachsenen Kardinal des Irrtums zu zeihen, ich bezog mich auf eines seiner von dir fett hervorgehobenen Zitate und wendete ein, daß es darüber durchaus unterschiedliche Wahrnehmungen gab.

    Der Unterschied zwischen apokryphen und kanonischen Schriften ist mir schon bekannt. Johannes von Damaskus hatte ich im verlinkten Beitrag (den ich nur wegen des Wortlauts des Transitusberichtes verlinkt hatte) ebenfalls zitiert.

    Wenn Maria gepredigt hat – und mir fällt kein Grund ein, warum sie es nicht hätte tun können –, dann über ihn. Wenn der Mond strahlt, strahlt er auch nicht sein eigenes Licht ab. Und wessen Rede würde man lieber hören als die eines Menschen, die ihn geboren hat und unter seinem Kreuz stand?

    AntwortenLöschen
  7. Ja, so ist es.
    Möge Maria uns immer Vorbild sein, im Leben und im Glauben.
    Und das mit dem Widerspruch hätte ich mir bei Dir auch nicht wirklich vorstellen können…


    Und an German Papist:
    "In Maria fasst sich der gesamte christliche Glaube zusammen."
    Mögen wir uns dessen immer bewusst sein und uns von ihr zu ihrem Sohn führen lassen!


    Pax et bonum
    Frischer Wind

    AntwortenLöschen