Da ein lieber Mitblogger (Vincentius Lerinensis) darum bittet, EB Zollitsch guten Willen und professorales Ausdruckkauderwelsch zu Gute zu halten, wozu ich durchaus gewillt bin, muss ich aber nun doch weiter ausholen. Da mir die Kommentarfunktion zu wenige Möglichkeiten gibt (Textgestaltung etc.pp) werde ich dies nun - notgedrungen - als (zwei oder mehrere) Post(s) veröffentlichen. Ich empfehle in diesem Zusammenhang auch die Gedanken von Catocon.
Wir wollen Erzbischof Zollitsch diesen guten Willen nicht absprechen, er beteuert ja immer wieder, dass er die Unauflöslichkeit der Ehe nicht in Frage stellen will. Die Zukunft wird zeigen, was er wirklich will. Im „Mannheimer Morgen“ (Ausgabe von gestern, 12.09.2011) wird er so zitiert:
"Das schmälert auch nicht das klare Bewusstsein, dass die Ehe unauflöslich ist". In der Seelsorge stelle sich aber die Frage nach einem "theologisch verantwortungsvollen und pastoral angemessenen Umgang. Darüber gilt es offen und unaufgeregt zu beraten."
Allerdings kann man in dieser Sache (Seelenheil der Betroffenen, Verlust der heiligmachenden Gnade, unwürdiger Sakramentenempfang) auch keine faulen Kompromisse schließen.
Und wenn darüber „beraten“ werden soll, wie mit dem Personenkreis der „wiederverheirateten Geschiedenen" "theologisch verantwortungsvoll und pastoral angemessenen" umgegangen werden soll (war das bisher nicht der Fall?), dann zeigt sich schnell, dass darüber nicht zu beraten ist, ohne in der einen oder anderen Weise die Unauflöslichkeit der (zuerst eingegangenen) Ehe in Frage zu stellen. Es kann ja wohl nicht ernsthaft jemand behaupten, eine „Zweitehe“ sei akzeptabel, obwohl die erste weiter besteht. Das wäre dann nämlich (sozusagen serielle) Polygamie.
Prof. Klaus Lüdicke (Jg. 1943), emeritierter Professor für Kirchenrecht, Münster
Wenn der emeritierte Münsteraner Kirchenrechtler Klaus Lüdicke behauptet*, schon heute sei es in der Realität der Normalfall, Gläubigen, die in einer neuen Ehe lebten, die Kommunion nicht zu verweigern und im gleichen Atemzug an die Bereitschaft der Kirche appelliert, diese Praxis auch amtlich zu akzeptieren, dann wäre genau das solch ein fauler Kompromiss.
Denn allein durch die Tatsache, dass in der „pastoralen“ Praxis manche Geistliche – im Ungehorsam gegen bestehendes Recht und gegen die katholische Auffassung des Ehesakramentes – quasi eine „Zweitehe“ akzeptieren, ist dieses „Problem“ nicht (auch pastoral nicht) gelöst.
"Die Verbundenheit des Menschen mit Gott (ist) in der Eucharistie ein weit höherer Wert (...) als die Frage, ob sein Leben in Punkto Sexualmoral hundertprozentig in Ordnung ist", behauptet Lüdicke und versucht damit ein Sakrament gegen das andere auszuspielen.
Es geht eben nicht nur darum, dass "in Punkto Sexualmoral das Leben der Betroffenen nicht hundertprozentig in Ordnung ist", es geht darum, dass hier das sakramentale, unauflösliche Band der Ehe in Frage gestellt und missachtet wird. Das ist eine völlig andere Dimension.
Lüdicke hält es für höchst fraglich, ob die neu eingegangene Lebensbeziehung "auch theologisch begründet als schwere Sünde, als bewusste Absage an Gott und als Selbstausschluss von den Sakramenten" bezeichnet werden könne.
Das aber ist moraltheologisch so klar wie eindeutig:
Willigt der Betroffene wider besseres Wissen (was aufgrund der von ihm gewünschten kirchlichen Bindung - und nicht zuletzt auch durch die in den letzten Jahrzehnten immer wieder in der Öffentlichkeit geführten Diskussionen) vorausgesetzt werden kann, so ist objektiv der Tatbestand der schweren Sünde erfüllt. Fraglich ist also höchstens, wie Lüdicke dazu kommt, dies de facto in Frage zu stellen bzw. anzuzweifeln.
Wie stellt Lüdicke sich eine Lösung vor?
"Die Kirche kann die neue Beziehung positiv begleiten, zumal in ihr die christlichen Ehewerte oft ernsthafter gelebt werden: der Wille zur Dauer, die Treue zueinander, die Offenheit für die Familie und das beiderseitige Wohl."
Ja, geht's noch?, möchte man fragen. Es ist geradezu ein Hohn zu behaupten, das christliche Ehewerte im Konkubinat "oft ernsthafter gelebt werden" und dass das ein Grund für die Kirche sei, diese Beziehung "positiv" zu begleiten. Der "Wille zur Dauer, die Treue zueinander, die Offenheit für die Familie und das beiderseitige Wohl", welchen Wert hätten sie, wenn sie bewusst im Unwillen zur Dauerhaftigkeit der Ehe, auf Untreue, Ablehnung - zumindest des Ehepartners - und auf hartnäckigem Widerstand gegen die kirchliche Ehelehre gründen? Wie könnte die Kirche ihre Zustimmung geben, zu einer Verbindung, die völlig ihrem Bild (auch in Bezug auf Christus und die Kirche, vgl. Eph 5,25ff) und ihrer Vision einer christlichen Ehe widerspricht?
Fazit: Es wäre eine Lösung, die auf Unwahrheit, Untreue und fortgesetzter Unordnung beruht. Eine "theologisch verantwortungsvolle und pastoral angemessene" Lösung sieht anders aus.
* Anm.: Zitate Lüdickes stammen aus dem Interview der KNA (Ludwig Ring-Eifel) mit Klaus Lüdicke, publiziert online auf "katholisch.de" ca. 02.09.2011, heute nurmehr verfügbar bei gloria.tv.
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