SEITEN

Donnerstag, 28. Juli 2011

Erzbischof von Köln: Pontifikalamt in der außerordentlichen Form (Usus antiquior)

Auf der Dialog-Plattform des Erzbischofs von Köln direktzu.kardinal-meisner.de beantwortete der Kardinal heute die Frage, ob er sich vorstellen könne, ein Pontifikalamt in der außerordentlichen Form des römischen Ritus zu feiern.

Die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei  hatte am 13.Mai dieses Jahres die Ausführungsbestimmungen (Instruktion) „Universae Ecclesiae“ zum Motu Proprio „Summorum Pontificum“ aus dem Jahr 2007 herausgegeben, in welchen der ausdrückliche Wille des Papstes bestätigt wird, den älteren Ritus der römischen Messform und den Gebrauch der entsprechenden liturgischen Bücher zu fördern.

Die Antwort Kardinal Meisners im Wortlaut:


Sehr geehrte Frau NN ,

schon als katholischer Christ und zumal als Kardinal bin ich der ganzen Liturgie der Kirche verpflichtet – in jeder Form, die in Übereinstimmung mit dem Nachfolger Petri gefeiert wird. Doch als Erzbischof habe ich einen besonderen Dienst zu leisten, nämlich den der Einheit. Daher ist für mich zunächst einmal die Form, die Papst Benedikt XVI. als „ordentlich“ benannt hat, maßgeblich.

Doch die erwähnte Einheit findet ihren Ausdruck in der Liturgie auch darin, dass wir jene Menschen nicht übergehen, denen die außerordentliche Form des römischen Ritus am Herzen liegt. Der Heilige Vater hat in seinem Motu proprio „Summorum pontificum“ im Jahr 2007 die Möglichkeiten erweitert, die Liturgie in dieser außerordentlichen Form zu feiern. Wir sorgen im Erzbistum Köln dafür, dass dies auch umgesetzt werden kann: So haben wir mehrere Kirchen, in denen regelmäßig die Liturgie in der außerordentlichen Form gefeiert wird. Doch ist es – im Sinne der erwähnten Einheit – entscheidend, dass auch die Gläubigen, die sich im außerordentlichen Ritus mehr beheimatet fühlen, die ordentliche Form als solche akzeptieren. Das ist der ausdrückliche Wunsch von Papst Benedikt XVI.

Ich nehme den Wunsch nach der Liturgiefeier in der außerordentlichen Form sehr ernst. So habe ich mich immer wieder erkundigt, was Menschen bewegt, die diese Form unserer Liturgie so schätzen. Was ihnen wichtig ist, sind die Phasen der Stille, die Getragenheit der Feier, die andächtige Atmosphäre und vor allem der Raum für das eigene Beten. Auch bestimmte Ausdrucksformen, wie der gregorianische Gesang, rühren sie an. Ich selbst halte diese Aspekte sogar für unverzichtbar und schätze die Gregorianik. Doch sind all diese Dinge nicht durch das Konzil „abgeschafft“ worden. Sie können und sollten sogar ihren Platz in der ordentlichen Form der Liturgie haben. Wenn Sie einmal unseren Kölner Dom besuchen, werden Sie feststellen, dass wir regelmäßig auch den Gottesdienst in lateinischer Sprache feiern und nicht zuletzt durch unsere Dommusik den reichen liturgischen Schatz der Kirche pflegen.

Zu Ihrer eigentlichen Frage:
Bisher habe ich kein Pontifikalamt in der außerordentlichen Form gefeiert. Obwohl ich 1962 zum Priester geweiht worden bin und die Messzelebration anfangs noch in der außerordentlichen Form praktiziert habe, müsste ich mich heute intensiv darauf vorbereiten. Augenblicklich sehe ich keinen Anlass, selbst ein Pontifikalamt in der außerordentlichen Form zu feiern.

Mit freundlichen Grüßen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen